Ausbildung und Lehre in der pädiatrischen Praxis

Empfehlungen zum studentischen Unterricht in allgemeinpädiatrischen Lehrpraxen

Es gilt vorrangigen Qualitätsparameter der Struktur- und Prozessqualität zu entwickeln wie Standards und Qualitätsindikatoren zur Gestaltung zentraler Elemente der Aus- und Weiterbildung (z. B. valide Verfahren zur Evaluation der Weiterzubildenden bzw. der weiterbildenden Einrichtungen). Dazu bedarf es der interdisziplinären Zusammenarbeit innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft, Kenntnisnahme des aktuellen Forschungsstandes und proaktiver Teilnahme an der Bildungsforschung.

 

Die Ausbildung im primärversorgenden Bereich soll in erster Linie praxis- und patientenbezogen erfolgen. Dazu werden strukturelle und inhaltliche Empfehlungen für Praktika, aber auch für den Unterricht am Campus formuliert, die eine qualitativ hochwertige Ausbildung im primärversorgenden Bereich für alle Ärzte gewährleisten sollen.

Empfehlungen zum studentischen Unterricht:

Praktika im primärversorgenden Bereich bilden ein breites Spektrum an Funktionen ab.

Dazu gehören

  • die Rolle des Arztes als professionelles Vorbild durch Einsatz für Patienten, Beruf, Gesellschaft und eigene Gesundheit
  • die psychosomatische Grundversorgung und die patientenzentrierte Kommunikation mit Berücksichtigung sozialer Determinanten und Probleme
  • die primärärztliche Filter- und Steuerfunktion, insbesondere die angemessene und gegenüber Patient und Gesellschaft verantwortliche Stufendiagnostik und Therapie unter Einbeziehung von Fachspezialisten
  • die Langzeitbetreuung chronisch kranker Kinder einschließlich der Palliativmedizin und der Sterbebegleitung
  • die Gesundheitsbildungsfunktion einschließlich der Früherkennungsuntersuchungen, insbesondere Gesundheitsberatung und -förderung
  • die Koordinations- und Integrationsfunktion, insbesondere die gezielte Zuweisung zu Subspezialisten, die federführende und unter Umständen transsektorale Koordinierung zwischen den Versorgungsebenen, das Zusammenführen und Bewerten aller Ergebnisse und deren kontinuierliche Dokumentation, sowie die Vermittlung von Hilfe und Pflege des Patienten in seinem Umfeld.

 

Allgemeine Anforderungen für die Praktika in der grundversorgenden Pädiatrie

Lehrärzte in der Primärversorgung sind vertraut mit der medizinischen, organisatorischen und ökonomischen Führung einer Praxis, reflektieren selbstkritisch ihr eigenes Handeln im Sinne eines praxisorientierten Qualitätsmanagement, halten ihre Kompetenz durch regelmäßige und intensive Fortbildung auf dem neuesten Stand und übernehmen auch in der Weiterbildung und ärztlichen Fortbildung Aufgaben im Sinne der Einheit der Lehre. Lehrärzte sollten die Bereitschaft zeigen, einen aktiven Beitrag zu wissenschaftlichen Untersuchungen in der Primärversorgung zu leisten, z.B. durch die Teilnahme an Versorgungsforschungsprojekten.

 

Struktur- und Prozess-Kriterien

Konkret empfohlen werden die im Folgenden genannten Kriterien, um die Qualität der Lehre im Sinne der oben genannten Anforderungen zu sichern. Sie gliedern sich in Strukturkriterien, die vor Aufnahme von Studierenden erfüllt sein müssen, und Prozesskriterien, die die Angehörigen des Lehrkörpers kontinuierlich im Laufe ihrer Tätigkeit zu erfüllen haben. Diese Kriterien sind als Empfehlung zu verstehen, von der nur im Einzelfall begründet abgewichen werden kann.

 

3. Hospitation in der pädiatrischen Grundversorgung

Hospitationen in frühen Studienabschnitten

Studierende sollen bereits in frühen Studienabschnitten im Sinne der Berufsfelderkundung Kontakt mit dem primärversorgenden Bereich bekommen.

Hospitationspraxen bieten Studierenden unterschiedlicher Studienabschnitte strukturierte Hospitationen (z.B. im Rahmen der Berufsfelderkundung / Einführung in die klinische Medizin oder von Modellstudiengängen) an. Kriterien für Hospitationspraxen richten sich nach den inhaltlichen Bedürfnissen der jeweiligen Fakultät und des didaktischen Kontextes.

Zu den empfohlenen Ausbildungsinhalten gehören insbesondere: 

  • Aufbau einer tragfähigen Arzt-Patient-Bezugspersonen-Beziehung auf dem Wege einer triangulierenden, praxisgerechten Gesprächsführung, geprägt von einer bio-psycho-sozialen Grundhaltung, zwecks Erhebung der Anamnese unter den Bedingungen ambulanter Medizin;
  • körperliche Untersuchungsmethoden,
  • Heranführung an die Stufendiagnostik und Interpretation der vorhandenen Befunde und Unterlagen.
  • Die Ausbildungsinhalte sind den Vorkenntnissen und den Interessen des Studierenden anzupassen. Schwerpunkte sollten in einem Vorgespräch zwischen Pädiaterin und Studierendem vereinbart werden.

 

 

[i]Anlage: Argumente für den studentischen Unterricht in der Praxis

 

[ii]Anlage: Praktischer Ablauf Berufsfelderkundung, 16 Unterrichtsstunden

 

[iii]Anlage: Gesprächsleitfaden für ersten Kontakt mit Leitenden Ärzten der Universitäts-Pädiatrie für eine Kooperation im Bereich der Studentenausbildung

 

Empfehlung zu Anforderungen für Lehrärzte und Lehrärztinnen

  • verfügt über mindestens 2 Jahre Erfahrung in ambulanter Tätigkeit nach Beendigung der Facharztweiterbildung
  • ist vertraut mit den medizinischen, organisatorischen und ökonomischen Fragen der ambulanten Patientenversorgung
  • reflektieret selbstkritisch sein / ihr eigenes Handeln im Sinne eines praxisorientierten Qualitätsmanagements
  • hält seine / ihre Kompetenz durch regelmäßige und intensive Fortbildung auf dem neuesten Stand
  • In Gemeinschaftspraxen verfügt mindestens ein Arzt über die o.g. Voraussetzungen.

 

Empfehlungen zur Anforderungen für die Lehrpraxis

Die Praxis verfügt über die Merkmale (Leistungsspektrum, Ausstattung) die für die jeweilige Hospitation festgelegt wurden

  • in der Praxis stehen angemessene Räumlichkeiten für den Unterricht zur Verfügung. Dies beinhaltet ein Sprechzimmer, in dem Studierende zeitweise eigenständig Patienten und Begleiter befragen und untersuchen können.
  • in der Praxis besteht Zugang zu praxisrelevanten medizinischen Informationsquellen (z.B. Internet, Handbibliothek, wissenschaftliche Zeitschriften) für Studierende.
  • Prozesskriterien für Hospitationen
  • die Praxisorganisation erlaubt Zeit für regelmäßige Fallbesprechungen.
  • Es wird davon ausgegangen, daß der auf den Studierenden verwandte Zeitaufwand für die Lehre pro Tag etwa eine Stunde ausmacht
  • Studierende übernehmen – gemäß Ihrer Vorkenntnisse und Anforderungen – Aufgaben, die sie eigenständig unter enger Supervision des Lehrarztes absolvieren müssen. Lehrende müssen sich jedoch davon überzeugen, dass Studierende den jeweiligen Tätigkeiten gewachsen sind.
  • im Anschluss an die Hospitation findet ein Rückmeldegespräch zwischen Arzt und Studierenden statt; eine Zwischenbilanz zur Hälfte der vorgesehenen Zeit, in der die Schwerpunkte der weiteren Praktikumszeit festgelegt werden, ist erwünscht.

[i]Argumente für den studentischen Untericht in der Praxis

 

 

2. Famulaturen in der pädiatrischen Grundversorgung

Der Ausschuss begrüßt grundsätzlich die Einführung der Pflichtfamulatur, weist jedoch auf wesentliche Risiken hin, die vor allem in der praktischen Durchführung der Famulatur liegen. Um diese Risiken möglichst gering zu halten, werden zentrale Forderungen formuliert, vor allem, Qualitätskriterien für Famulaturpraxen zu erstellen, zentrale und niederschwellige Famulaturbörsen einzurichten sowie entsprechende Möglichkeiten der Evaluation der Famulatur zu entwickeln und anzuwenden.

Famulaturpraxen bieten Studierenden des 2. Studienabschnittes eine Famulatur an. Gegenstand der Praxisfamulatur ist das Kennenlernen aller Aspekte der primärversorgenden Medizin (vgl. allgemeine Kriterien). Die Schwerpunkte der Famulatur sind dem Ausbildungsstand des Studierenden anzupassen. Dabei soll seinen besonderen Interessen Rechnung getragen werden.

Famulaturpraxen können vom Studierenden frei gewählt werden, folgende strukturelle Empfehlungen sollten dabei beachtet werden:

  • die Ausbildungsinhalte sind den Vorkenntnissen und den Interessen des Studierenden anzupassen. Sie sollten in einem Vorgespräch zwischen Arzt und Student vereinbart werden.
  • im Rahmen der Famulatur sollten Rückmeldegespräche zwischen Lehrenden und Studierenden stattfinden, in denen behandelte Inhalte nachbesprochen und Schwerpunkte für die folgende Zeit vorbesprochen werden. Empfohlen werden mindestens drei strukturierte Gespräche zu Beginn, in der Mitte und am Ende der Famulatur.

Ein Angebot wohnortnaher empfohlener Famulaturpraxen sollte den Studierenden vor Ort bekannt gemacht werden. Bei der Empfehlung von Famulaturpraxen sind Erfahrungen und Berichte von Studierenden (z.B. über die lokale Fachschaft) in besonderem Maße zu berücksichtigen.

Es wird empfohlen, die Famulatur standortübergreifend zu evaluieren und die Evaluationsergebnisse den Studierenden transparent zu machen.

Die DGAAP -Famulaturbörse stellt darüber hinaus Materialien zur Verfügung und spricht inhaltliche Empfehlungen aus. Weitere Famulaturbörsen in Arbeit (z.B. Landes KVen).

Es wird empfohlen o.g. Qualitätskriterien in Famulaturbörsen zu berücksichtigen.

 


3. Blockpraktika und Wahlfächer in der pädiatrischen Grundversorgung

Blockpraktika und Wahlfächer in der Kinder- und Jugendmedizin sollten durch die Möglichkeit, Teile in primärversorgenden Kinder-und Jugendarztpraxen zu verbringen, ergänzt werden.

Im pädiatrischen Blockunterricht werden mindestens acht Stunden in der allgemeinpädiatrischen Praxis empfohlen.

 

Sinnvolle Inhalte für Blockpraktika und Wahlfächer in der pädiatrischen Grundversorgung sind:

Sensibilität für und erste Erfahrungen mit

  • Gesprächsführung mit Kindern und Jugendlichen einschließlich Bezugspersonen
  • Früherkennungsuntersuchungen und Impfungen
  • Beurteilung der körperlichen, sozialen, psychischen und intellektuellen Entwicklung von              Kindern und Jugendlichen
  • Erkennung und koordinierte Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten von Kindern und         Jugendlichen
  • Indikation, Durchführung und Beurteilung entwicklungs- und psychodiagnostischer   Testverfahren
  • Untersuchung des Sprechens, der Sprache und Sprachentwicklung
  • Betreuung und Schulung von Kindern mit chronischen Krankheiten
  • Betreuung und Beratung bei ernährungsbedingten Gesundheitsstörungen
  • Sozialräumliche Hilfe- und Unterstützungsstrukturen zur frühkindlichen Entwicklungsanregung von Kindern aus armen und bildungsfernen Schichten wie auch zur sozialen Unterstützung der Eltern

Empfehlungen zu Lehrpraxen für Blockpraktika und Wahlfächer

Allgemeine Anforderungen

  • Ausbildungsziele und erwartete Inhalte sind den Studierenden und Lehrenden vor Durchführung des Praktikums (z.B. in Form eines Logbuchs) bekannt zu geben.
  • Die Leistung wird mit einem geeigneten Prüfungsformat erhoben, das die Kerninhalte widerspiegelt.

 

Strukturkriterien für Lehrärzte:

Lehrärzte für das Blockpraktikum arbeiten in der vertragsärztlichen Versorgung

  • Lehrärzte sind niedergelassene oder angestellte Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin mit einem- praxisbezogen- mindestens vollen Versorgungsauftrag, der zwischen mehreren Personen geteilt sein kann
  • Lehrärzte verfügen über eine 2- jährige Erfahrung in ambulanter Tätigkeit nach Beendigung der Facharztweiterbildung
  • Lehrärzte wurden in geeigneter Form (z.B. Vorbereitungsseminare oder im Rahmen regelmäßig stattfindender Schulungen, persönliche Einweisung) im Umfang von mindestens 4 Stunden auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Gegenstand dieser Einweisung sind Inhalt und Form des theoretischen und praktischen Unterrichts am jeweiligen Standort, Ziele und organisatorische Rahmenbedingungen des Blockpraktikums und eine Einweisung in Feedback, Prüfung und Benotung von Studierenden.
  • Lehrärzte erhalten einen Vertrag mit der ausrichtenden Universität, in dem die lokalen Akkreditierungskriterien festgelegt sind, zu deren Einhaltung sich der Lehrarzt verpflichtet.
  • Lehrärzte werden über ein geeignetes Akkreditierungsverfahren (Einführungsveranstaltung, persönliche Gespräche oder Nachweis erforderlicher Qualitätsmerkmale) ausgewählt.
  • die Akkreditierung zur Lehrpraxis sollte befristet sein, und sollte mindestens alle 5 Jahre überprüft werden. Maßgebliche Kriterien für die Re-Akkreditierung sollen studentische Rückmeldungen / Evaluationsergebnisse und die Einhaltung vorgegebener Mindeststandards für das Blockpraktikum sein.
  • die Lehre ist im Gegenzug angemessen zu vergüten.

 

Anforderungen an Lehrpraxen

  • die Lehrpraxis verfügt über eine angemessene Größe (mindestens 400 vertragsärztliche Behandlungsfälle/Quartal)
  • das Patientenklientel umfasst ein unselektiertes Patientengut mit typisch pädiatrischen Fragestellungen verschiedener Altersgruppen
  • Lehrpraxen orientieren sich am Grundsatz evidenzbasierter Medizin. Praxen mit stark einseitiger Ausrichtung (z.B. dem Überwiegen besonderer Therapieeinrichtungen) und dadurch bedingter starker Selektion des Patientengutes sind für die Lehre nicht geeignet.
  • in der Lehrpraxis stehen angemessene Räumlichkeiten für das Blockpraktikum zur Verfügung. Ein eigenes Sprechzimmer für den Kontakt Patient/Studierende ist erwünscht.
  • zur Minimalausstattung der Lehrpraxis gehören Zugang zu Informationsmedien, Präsenzlabor, Sonografie. Darüber hinaus sind weitere apparative Ausstattung und Leistungen (Lungenfunktion, Kleine Chirurgie/Wundversorgung) erwünscht. Die Voraussetzung dieser Leistungen richtet sich nach den Ausbildungszielen des jeweiligen Standortes.

Prozesskriterien

  • Die Praxisorganisation erlaubt Zeit für regelmäßige Fallbesprechungen.
  • Studierende übernehmen – gemäß Ihrer Vorkenntnisse und den inhaltlichen Anforderungen des jeweiligen Standortes – Aufgaben, die sie eigenständig unter enger Supervision des Lehrarztes absolvieren müssen. Geeignete Aufgaben sind z.B. die Anamnese und Untersuchung von Patienten mit typischen Beratungsanlässen oder das Erarbeiten von Differenzialdiagnosen und Therapievorschlägen. Die reine Hospitation (Beobachtung des Lehrarztes bei der Arbeit) ist nicht zielführend. Der Lehrarzt muss sich davon überzeugen, dass der Studierende die ihm übertragenen Tätigkeiten ausreichend beherrscht.
  • Die erfüllten Aufgaben werden in angemessener Weise (z.B. in Form eines Logbuches) dokumentiert und dem jeweiligen Standort zurückgemeldet
  • Eine Evaluation durch die Studierenden mittels Fragebogen und / oder Feedbackgespräche sowie eine Rückmeldung der Lehrärzte sind obligat.

 

[i]Anlage: Beispiel zweiwöchentliches Blockpraktikum in der Praxis

4. Empfehlungen zum PJ in der ambulanten und stationären Kinder- und Jugendmedizin

 

  • Das praktische Jahr in der Kinder- und Jugendmedizin sollte derart gestaltet werden, dass es Ärzten aller künftigen Fachdisziplinen zugutekommt, auf Wunsch für die Dauer von bis zu 8 Wochen in einer primärversorgenden Praxis.
  • In Begleitseminaren zum praktischen Jahr sollen zentrale medizinische Inhalte sowie Rahmenbedingungen hausärztlicher Versorgung in enger inhaltlicher Absprache mit den Teilnehmern besprochen werden. Alternativ oder ergänzend sollen bestehende E-Learning Angebote für PJ-Studierende verfügbar gemacht werden.
  • Das praktische Jahr in der Kinder- und Jugendmedizin sollte durch kompetenzbasierte formative Prüfungsangebote im Sinne eines work-based assessments begleitet werden.
  • Dem Studierenden im praktischen Jahr soll ein Mentor zur Seite gestellt werden, der nicht der ausbildende Lehrarzt ist. Aufgaben des Mentorings sind persönliche Beratung zu Lernschwerpunkten und Zukunftsvorstellungen, Qualitätskontrolle und Feedback an die Abteilung / Lehreinheit / Institut über den Fortgang des PJ.

 

Empfehlungen zu Lehrpraxen für das Praktische Jahr

 

Das praktische Jahr wird an einer für das praktische Jahr akkreditierten Lehrpraxis durchgeführt.

Der erwartete Inhalt des praktischen Jahres richtet sich nach dem Logbuch des jeweiligen Standortes. Die Präsenzzeit sollte 30 bis 36 Stunden pro Woche betragen. Zudem ist dem Studierenden ausreichend Zeit für Vor- und Nachbereitung einzuräumen.

 

An den Titel einer Lehrpraxis für das PJ sollen folgende Kriterien geknüpft werden, die über die oben genannten Kriterien hinausgehen und zur Aufnahme von Studierenden für das praktische Jahr qualifizieren:

 

  • Nachweis von mindestens zwei Semestern Lehre im Rahmen von Blockpraktika oder ähnlichen Lehrformen in der Praxis gemäß den o.g. genannten Anforderungen
  • persönliche Eignung
  • Lehrärzte werden in geeigneter Form (z.B. Vorbereitungsseminare oder im Rahmen regelmäßig stattfindender Schulungen, persönliche Einweisung) im Umfang von mindestens 6 Stunden auf ihre Tätigkeit im PJ vorbereitet.
  • Gegenstand dieser Einweisung sind Inhalt und Form der Lehre am jeweiligen Standort, Ziele und organisatorische Rahmenbedingungen des praktischen Jahres, eine Einweisung in Feedback an Studierende Studierenden und der grundlegende Ablauf und Prüfungsinhalte des Staatsexamens.
  • Teilnahme an regelmäßigen Fortbildungsveranstaltungen und Besprechungen an der Universität im Umfang von mindestens 4 Unterrichtsstunden / Jahr

 

Darüber hinaus muss der organisatorische Ablauf der PJ-Lehrpraxis so auf die Lehre eingestellt sein, dass die Studenten eigenständig unter Supervision regelmäßig und kontinuierlich Patienten betreuen können. Dies setzt voraus:

  • es steht ein geeigneter Raum für eigenständige Kontakte der Studierenden mit Patienten zur Verfügung
  • der organisatorische Ablauf der Praxis muss so auf die Lehre eingestellt sein, dass Zeit (mindestens 60 min / Tag) für tägliche fallorientierte Besprechungen zur Verfügung steht. Studierende im praktischen Jahr sollen selbständig Aufgaben übernehmen können, Rückmeldung über ihre Tätigkeit bekommen sowie Gelegenheit und Anleitung zum Selbststudium erhalten.
  • der Zugang zu praxisrelevanten medizinischen Informationsquellen (z.B. Internet, Handbibliothek, wissenschaftliche Zeitschriften) ist obligat.
  • Inhaltliche Anforderungen und Strukturmerkmale der Praxen richten sich nach dem Ausbildungskatalog (Logbuch) für das Praktische Jahr.
  • Die Benutzung eines kompetenzbasierten Weiterbildungscurriculum (PaedStudenda) sollte obligatorisch sein (siehe Punkt 6).

 

Erwünscht ist eine Weiterbildungsermächtigung (nach Möglichkeit mit der Teilnahme an einer Verbundweiterbildung). Sie ermöglicht eine Kontinuität zwischen Aus- und Weiterbildung.

Erwünscht sind ferner eine Promotion des Lehrarztes, die Teilnahme an wissenschaftlichen Studien und / oder Leitlinienarbeit und die Mitgliedschaft in einer wissenschaftlich ausgerichteten medizinischen Fachgesellschaft. Die Erfüllung der genannten Kriterien wird vertraglich geregelt und durch Besuche von Vertretern des örtlichen Lehrkollegiums in der PJ-Lehrpraxis überprüft.

 

Das praktische Jahr ist vom jeweiligen Standort angemessen zu vergüten. Aufwandsentschädigungen oder Sachleistungen für Studierende müssen zusätzliche Mehrkosten durch die Durchführung des PJ in der Praxis (Kleidung, Fahrtkosten und Unterkunft) berücksichtigen.

 

 

5. Unterricht am Campus

 

Empfehlungen zur Einbindung primärversorgender Aspekte in die Berufsfelderkundung bzw. Einführung in die klinische Medizin

 

Aspekte der primärversorgenden Pädiatrie sollten in die vorklinische Lehre, z.B. im Rahmen des „Praktikums der Berufsfelderkundung“ oder der „Einführung in die klinische Medizin“ Berücksichtigung finden. Dazu ist den Studierenden Gelegenheit zu bieten, im ersten Studienabschnitt in primärversorgenden Praxen zu hospitieren und dort die Patientenversorgung kennen zu lernen.

 

Empfehlungen zu Anamnese- und Untersuchungskurse sowie Skills-Trainings

 

Aspekte der Primärversorgung sollten bei der Konzeption und Durchführung von Anamnese- Untersuchungskursen beteiligt werden. Dadurch ist den besonderen Bedingungen der Anamnese (fokussiert = beratungsanlassbezogen sowie Exploration mit psychosozialem Umfeld und erlebte Anamnese) und der körperlichen Untersuchung (symptomorientierte Untersuchung vs. Ganzkörperstatus beim gesunden Patienten) Rechnung zu tragen.

Ferner ist die Beteiligung von Aspekten der Primärversorgung auch hinsichtlich der Validität und Effizienz verschiedener Techniken in Kommunikationskursen und Skills-Angeboten wünschenswert.

 

Empfehlungen zum Unterricht im Fach Kinder- und Jugendmedizin

 

Folgende zentrale Inhalte aus der Primärversorgung sollten Berücksichtigung finden:

  • Vorstellung zuvor gesunder Kinder mit häufigen akuten Symptomen
  • Vorstellung zuvor gesunder Kinder mit komplexen akuten Erkrankung        (organsystembezogen, Fieber ohne Fokus, Wachtum)
  • Kontinuierliche Versorgung chronisch kranker Kinder
  • Prävention (Schutzimpfung, Früherkennung)
  • Entwicklungsauffälligkeiten (motorisch, sprachlich, kognitiv)
  • Verhaltensauffälligkeiten; Auffälligkeiten von Koordination, Interaktion und Konzentration
  • Regulationsstörungen im Säuglingsalter und weiteren Entwicklungsabschnitten
  • Kindswohlgefährdung
  • Vernetzung mit anderen medizinischen Versorgungsstrukturen (Fachärzte; Kliniken; nicht-ärztliche Therapeuten etc.)
  • Vernetzung mit außermedizinischen sozialräumlichen Hilfe- und Unterstützungssystemen für Familie und Kind (z.B. Frühe Hilfen; Familienzentren)
  • Sozialraumvernetzung
  • Jugendmedizin
  • Kinder mit Verletzungen, Verbrennungen, Ingestionen

              Patientensicherheit, Qualitäts- und Fehlermanagement

 

Empfehlungen zu Querschnittsbereichen

 

Für folgende Querschnittsbereiche ist die Beteiligung bzw. Einbeziehung von Aspekten der Primärversorgung anzustreben:

  • Medizin des Alterns
  • Prävention und Gesundheitsförderung
  • Naturheilverfahren, physikalische Therapie, Rehabilitation
  • Gesundheitsökonomie
  • Sozialmedizin / Arbeitsmedizin
  • Palliativmedizin
  • Schmerzmedizin
  • Die Zusammenarbeit dient dazu, theoretische Inhalte auf den täglichen Versorgungsalltag herunterzubrechen, die Umsetzung durch praktischen Beispiele zu verdeutlichen und Schwierigkeiten in der Anwendung von Prinzipien in der tatsächlichen Patientenversorgung zu illustrieren. Vielerorts bestehen Beispiele für gelungene Kooperation in den o.g. Themengebieten mit praktisch in der Primärversorgung tätigen Ärzten

 

 

6. Die Lern-Plattform „PaedCompenda – Studium“ als Grundlage kompetenzbasierten Lernens in der studentischen Ausbildung

 

Die Deutsche Gesellschaft für Ambulante Allgemeine Pädiatrie e.V. (DGAAP) hat auf

Grundlage des Projekts „Kernkompetenzen in der ambulanten allgemeinen Pädiatrie“ (2013)

ein Curriculum für eine spezifische, kompetenzbasierte Weiterbildung auf dem Gebiet der

allgemeinen Pädiatrie entwickelt. (Siehe Facharztweiterbildung in der ambulanten Allgemeinpädiatrie)

Erklärung kompetenzbasiertes Lernen siehe Kap.G

 

Auf der vorhandenen Plattform aufbauend ist es möglich, Kernkompetenzen (in entrustable professional activities = anvertraubaren professionellen Tätigkeiten APT) und Lernziele für die studentische Ausbildung zu formulieren und damit den pädiatrischen Lehrpraxen ein kompetenzbasiertes Curriculum (Paedcompenda für Studiernde) zur Verfügung zu stellen.

Im direkten Kontakt mit dem Patienten erwerben die Studierenden über die gesamte Ausbildungszeit laufend in strukturierter Form ärztliche Kompetenz, die in Form von Beobachtung und Rückmeldung durch den Weiterbilder „anvertraubar“ wird.

 

Bei Auswahl der Lernziele sollte neben dem fachlichen Wissen besonders auf die kommunikativen Fähigkeiten der Studierenden geachtet werden, da sich kommunikativen Herausforderungen im Rahmen der ambulanten Pädiatrie deutlich von denen der stationären Pädiatrie unterscheiden.

 

Absolventenprofil der studentischen Ausbildung nach 1. Kompetenzoriertiertem Gegenstandskatalog,

1. Auflage 2020, wird durch PaedCompenda abgebildet

 

Gliederung entsprechend Gegenstandskatalog

D. Vorstellung von Kindern und Jugendlichen wegen akuter Symptomatik

              entsprechen APT1 und 2

Lernziele:

strukturierte, zielorientierte Anamnese:

              Allgemeinzustand, Einschätzung der Schwere der Erkrankung,

strukturierte Symptomorientierte Untersuchung

              Kenntnisse akuter Krankheitsbilder, die ein sofortiges Eingreifen erfordern

              gegebenenfalls Therapievorschläge

altersentsprechende Kommunikation, Gesprächsführung, Aufklärung

 

E. Kontinuierliche ambulante Betreuung von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen

              entsprechen APT 3 und 12

              Handlungsplan, Differentialdiagnose, informed consent, Management, EbM, Nachsorge, Teilhabe,           (Informations)Übergabe

              Schweigepflicht, Datensicherheit, Hygiene, Patientensicherheit, Fehlermanagement

              Lernziele:

              entsprechend APT 5 Früherkennungsuntersuchungen

              Grundlagen und Aufgaben der ambulanten Pädiatrie (im Gegensatz zum klinischen Arbeiten)

 

F. Kontinuierliche präventive Versorgung

Lernziele:

Kenntnisse der normale Entwicklung,

              (Messen, Wiegen, Kopfumfang)

Kenntnisse eines strukturierten altersspezifischen Untersuchungsablaufs

              gegebenenfalls Variationsbreite und pathologische Abweichungen erkennen

 

Zusätzliche APTs

APT 4 Erkennen und Betreuen von Kindern mit auffälligen Verhalten/Entwicklungsstörung

entsprechend APT6

Lernziele:

              anamnestisches Elterngespräch

APT 5 Kinder in ihrem Sozialraum/Sozialraumvernetzung

entsprechend APT 8

Lernziele:

              anamnestisches Elterngespräch

              Kenntnisse verschiedener Hilfsangebote

APT6 Kinderschutz

entsprechend APT 7

Lernziele

              theoretisches Wissen über Symptome und Vorgehen bei Vernachlässigung, Misshandlung und     sexuellen Missbrauch

 

 

 

 

 

 

Vorteile einer Zusammenarbeit zwischen akademischen Lehrpraxen und universitärer akademischer Ausbildung im Fachgebiet Kinder- und Jugendmedizin

  • Gewöhnlich gut informierte Kreise haben uns wissen lassen, dass der Masterplan Medizinstudium 2020 ohne große Abstriche in die neue Approbationsordnung für Ärzte (AO) umgesetzt werden wird. Die erste Lesung der neuen AO ist Ende 2019 erfolgt.
  • Gewinn für die Universität, wenn Sie eine umfassende und kombinierte Ausbildung gemäß dem Masterplan Medizinstudium 2020 anbieten kann
  • Universität und die Praxen können auf vielfältige Art und Weise kooperieren. Beispiele
  • in Wahlfächern (25% der Studienzeit der ersten fünf Jahre soll in Wahlfächern verbracht werden)
  • im PJ. Das neue PJ soll aus Quartalen bestehen: Pflichtquartal in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung, Pflichtquartal Innere, Pflichtquartal Chirurgie, Wahlquartal)
  • Vorsorgen und Impfungen können nicht an der Klinik gelehrt werden. Sie könnten von den Praxen sowohl in Wahlfächern als auch im PJ-Quartal als Lerngelegenheiten genutzt werden.
  • für Vertragsärzte/ bedeutet die Zusammenarbeit einen Impuls durch das Hinzukommen neuer Kräfte und neuer Aufgaben in die Praxis
  • der Masterplan 2020 wird voraussichtlich zu einem Abbau der Pflichtstunden Pädiatrie in der studentischen Ausbildung von 25% bedeuten. Durch Wahlfächer mit pädiatrischer Beteiligung (z.B. "Prävention") kann dieser Verlust mehr als aufgewogen werden plus eine Erweiterung des Spektrums für beide Seiten.

Konkret: Wie schaffen wir es möglichst viele Studenten für die Pädiatrie zu gewinnen?

 

Wer muss dazu zusammenkommen?

  • Lehrbeauftragte/r Universitäts-Kinderklinik
  • Lehrpraxenbeauftragte/r Akademische Lehrpraxen
  • evtl. Vertretung Studierendenschaft/bvmd

 

Eber/Jung/Fehr 11.11.19

 

 

 

 

 

 

 

[i] Beispiel zweiwöchentliches Blockpraktikum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[ii] Praktischer Ablauf Berufsfelderkundung, 16 Unterrichtsstunden

 

Berufsfelderkundung16 Unterrichtsstunden (á 45 min) bzw. 12 Zeitstunden

 

Name: ................................................... von ...................bis............................

 

Tagesthema

Inhalt

Anlage

Bemerkungen

Schweigepflicht

 

§ 203

 

 

Verschwiegenheitserklärung, §203

 

nicht gültig bei Kindeswohl-gefährdung oder Eigen- oder Fremdgefährdung

Datenschutz

Schutz von sensiblen Daten

Datenschutzmerkblatt QM Praxis

PC,

sicheres Vernichten von Formularen, sichern vor Einblicken

Hygiene

Händewaschen

Händedesinfektion

Hautdesinfektion

Flächendesinfektion

Wischdesinfektion

Instrumentendesinfektion

Hautpflege

 

Vorbereiten des Untersuchungsplatzes

www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Arbeitsschutz_Tab.html

vor und nach der Sprechstunde,

nach jedem Patientenkontakt,

vor dem Essen,

Desinfektion von Flächen, die viel berührt werden, Liegen, Türklinken, Stühle, Empfangstresen

Dokumentation

Anamnese

Befund

Labor

Diagnose

Abrechnungsziffern

Therapie

Körpermaße

externe Dateien

Karteikarte

in PC

oder Karteikarte

Erfassen der Körpermaße,

Percentilen

 

korrektes Messen

und Wiegen, Eintrag in Perzentilenkurve

Perzentilenkurven

Erkennen von Über- oder Untergewicht, Hoch- und Minderwuchs,

Gewichtsab- oder – zunahmen,

Grundlage für Medikamenten-dosierung

Impfungen

Impfungen nach Stiko

Lagerung von Impfstoffen

Vorbereitung einer Impfung

Dokumentation

Entsorgung der Kanüle

Impfübersicht

Flyer

Impfpass

Impfungen und die Krankheiten, die sie verhindern, kennenlernen

Vorsorge-unter-suchungen

U1 – U9

J1 und 2

Impfbuch https://www.kindergesundheitinfo.de/themen/entwicklung/frueherkennung-u1-u9-und-j1/das-gelbe-heft/

 

https://seelisch-gesund-aufwachsen.de/

 

Zeiträume der U’s

Ablauf einer U mitbekommen,

Körpermaße erstellen

Eintrag in Perzentilenkurve,

Durchführung von Testungen

Praxisordnung

Vorbereiten der Untersuchungszimmer,

Ordnung Labor,

Ordnung Wartezimmer

 

Infoflyer

Wischdesinfektion

Liegenunterlage

Nachfüllen von Materialien,

Wartezimmer ansprechend gestalten

Praxis-organisation

Kalender

Terminvergabe

Einbestellwesen

Recall

PraxisApp

Telefon

Patientenanfragen

Dokumentation

Formblätter

Abrechnung

Datensicherung

Kontrollvorgänge

Bestellwesen

Musterbestellung

Post

PraxisApp

Checklisten

Musterformblätter

Einblick in die vielfältigen Tätigkeiten von MFA und Ärztin außerhalb der Patienten-untersuchungs-zeit

Diagnostik

Blutentnahmen

Erheben der Körpermaße

Sehtest

  • Sehtafeln
  • Amblyopiescreening
  • Lea - Test
  • Stereosehen
  • Farbsinnsprüfung

Hörtest

  • OAE
  • Audiometrie

Fragebogentests

Sprachtests

Entwicklungstests

Ultraschall

Lungenfunktion

Perzentilenkurven

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

verschiedene Fragebögen

Erlernen von Testdurchführung und Ausführung unter Anleitung

Fachkunde

Krankheiten z.B.

Atemwegsinfekte

Magen-Darm-Infekte

Verletzungen u.a.

https://www.dgkj.de/eltern/dgkj-elterninformationenwww.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/

Sehen von verschiedenen Krankheiten

Abschluß

Dokumentationsmappe

Formblätter, Flyer, Fotos

Erstellen der Mappe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[iii]: Gesprächsleitfaden für ersten Kontakt mit Leitenden Ärzten der Universitäts-Pädiatrie für eine Kooperation im Bereich der Studentenausbildung